
Österreichische GmbH oder slowakische s.r.o.?
Welche Rechtsform passt zu Ihrem Unternehmen?
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
1. Warum die Wahl der richtigen Rechtsform entscheidend ist
2. Gründungskosten und Stammkapital
3. Steuerliche Unterschiede: Wo ist die Belastung niedriger?
4. Verwaltung und laufende Kosten
5. Haftung und rechtliche Sicherheit
6. Sozialversicherung und Geschäftsführerbezüge
Fazit: Welche Rechtsform ist die richtige?
1. Warum die Wahl der richtigen Rechtsform entscheidend ist
Wer ein Unternehmen gründen möchte, steht vor einer wichtigen Entscheidung: In welchem Land sollte die Firma registriert werden? Besonders für Unternehmerinnen und Unternehmer aus Österreich oder der Slowakei stellt sich die Frage, ob eine österreichische Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine slowakische Spoločnosť s ručením obmedzeným (s.r.o.) die bessere Wahl ist.
Beide Rechtsformen bieten haftungsbeschränkte Strukturen, unterscheiden sich jedoch in steuerlichen, administrativen und finanziellen Aspekten. Eine falsche Wahl kann langfristig Nachteile bringen – daher lohnt es sich, die Unterschiede genau zu kennen und abzuwägen, welche Variante besser zu den eigenen geschäftlichen Zielen passt.
2. Gründungskosten und Stammkapital
Ein entscheidender Unterschied zwischen der österreichischen GmbH und der slowakischen s.r.o. liegt im Mindeststammkapital und den Gründungskosten.
Darauf muss geachtet werden:
- Österreichische GmbH: Das Mindestkapital beträgt 10.000 €, von denen mindestens 5,000 € zum Zeitpunkt der Gründung gezahlt werden müssen.
Unser Tipp: Die Gründungsprivilegierung senkt die finanzielle Einstiegshürde für kleine Unternehmen erheblich, sollte aber gut durchgerechnet werden. - Slowakische s.r.o.: Hier beträgt das Mindeststammkapital lediglich 5.000 Euro, wobei der Betrag vor der Eintragung ins Handelsregister nachweislich hinterlegt werden muss.
Unser Tipp: Wer mit geringeren Anfangsinvestitionen starten möchte, kann von den niedrigeren Anforderungen in der Slowakei profitieren.
3. Steuerliche Unterschiede: Wo ist die Belastung niedriger?
Ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung zwischen einer österreichischen GmbH und einer slowakischen s.r.o. ist die steuerliche Belastung. Die Steuersätze unterscheiden sich zwischen den beiden Ländern erheblich.
Darauf muss geachtet werden:
- Körperschaftsteuer (KöSt): In Österreich beträgt die Körperschaftsteuer 24 % (ab 2024: 23 %) auf Unternehmensgewinne, in der Slowakei hingegen 21 %.
Unser Tipp: Wer eine hohe Steuerlast vermeiden will, sollte prüfen, in welchem Land die Steuerbelastung für das Geschäftsmodell günstiger ausfällt. - Dividendenbesteuerung: In Österreich werden ausgeschüttete Gewinne mit einer Kapitalertragsteuer von 27,5 % besteuert, in der Slowakei mit 7 % für natürliche Personen und 0 % für juristische Personen.
Unser Tipp: Wer plant, regelmäßig Gewinne auszuschütten, kann durch die slowakische s.r.o. möglicherweise eine niedrigere Steuerbelastung haben. - Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer): In Österreich beträgt die Umsatzsteuer 20 % (ermäßigt 10 % oder 13 %), in der Slowakei ebenfalls 20 % (ermäßigt 10 %).
Unser Tipp: Unternehmen, die grenzüberschreitend arbeiten, sollten prüfen, wo die Umsatzsteuerpflicht günstiger oder einfacher zu handhaben ist.
4. Verwaltung und laufende Kosten
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Wahl zwischen einer GmbH in Österreich und einer s.r.o. in der Slowakei sind die laufenden Verwaltungs- und Buchhaltungskosten.
Darauf muss geachtet werden:
- Buchhaltungspflichten: Beide Rechtsformen erfordern eine doppelte Buchführung und jährliche Bilanzierung, allerdings sind die Kosten für Steuerberatung und Buchhaltung in der Slowakei oft niedriger als in Österreich.
Unser Tipp: Wer die Verwaltungskosten gering halten will, sollte sich die Preisunterschiede für Buchhaltungs- und Steuerberatungsleistungen in beiden Ländern genau ansehen. - Notwendige Geschäftsführerin oder Geschäftsführer: In beiden Ländern ist mindestens eine geschäftsführende Person erforderlich. Diese kann eine natürliche oder juristische Person sein.
Unser Tipp: Wer plant, als Geschäftsführer tätig zu sein, sollte prüfen, ob dadurch eine Sozialversicherungspflicht entsteht – in Österreich ist dies oft teurer als in der Slowakei. - Jährliche Berichterstattung: Die slowakische s.r.o. hat tendenziell weniger strenge Berichtspflichten als eine österreichische GmbH.
Unser Tipp: Wer möglichst wenig Bürokratie möchte, könnte mit einer s.r.o. eine schlankere Lösung finden.
5. Haftung und rechtliche Sicherheit
Ein großer Vorteil beider Rechtsformen ist die beschränkte Haftung. In beiden Fällen haftet das Unternehmen grundsätzlich nur mit dem Gesellschaftsvermögen und nicht mit dem Privatvermögen der Gesellschafterinnen und Gesellschafter.
Allerdings gibt es Unterschiede bei den rechtlichen Rahmenbedingungen:
- Österreichische GmbH: Die österreichische Gesetzgebung bietet eine hohe Rechtssicherheit und einen gut geregelten Insolvenzschutz.
Unser Tipp: Wer langfristige Geschäftsbeziehungen in Österreich plant, könnte von der hohen Rechtssicherheit einer österreichischen GmbH profitieren. - Slowakische s.r.o.: Auch hier ist die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt, jedoch ist die Gesetzeslage nicht immer so eindeutig wie in Österreich.
Unser Tipp: Wer eine slowakische s.r.o. gründet, sollte sicherstellen, dass Verträge und rechtliche Dokumente gut ausgearbeitet sind, um Streitigkeiten zu vermeiden.
6. Sozialversicherung und Geschäftsführerbezüge
In beiden Ländern müssen Gesellschafter-Geschäftsführerinnen und -Geschäftsführer unter bestimmten Bedingungen Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Besonders bei einer österreichischen GmbH können diese Abgaben hoch sein.
Darauf muss geachtet werden:
- Österreich: Geschäftsführer, die gleichzeitig Gesellschafter sind, unterliegen meist der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS), die hohe Beiträge erheben kann.
Unser Tipp: Wer eine GmbH gründet, sollte die monatlichen SVS-Beiträge in die Kostenplanung einbeziehen. - Slowakei: Hier besteht oft keine automatische Sozialversicherungspflicht für Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer einer s.r.o., sofern sie kein reguläres Gehalt beziehen.
Unser Tipp: Wer sein Einkommen flexibel gestalten möchte, kann in der Slowakei unter Umständen geringere Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Fazit: Welche Rechtsform ist die richtige?
Ob eine österreichische GmbH oder eine slowakische s.r.o. besser geeignet ist, hängt von den individuellen Geschäftszielen ab:
Die österreichische GmbH eignet sich besonders für:
- Unternehmen mit langfristigem Fokus auf den österreichischen Markt
- Firmen, die eine hohe Rechtssicherheit und Stabilität wünschen
- Unternehmerinnen und Unternehmer, die bereit sind, höhere Gründungs- und Verwaltungskosten in Kauf zu nehmen
Die slowakische s.r.o. ist vorteilhaft für:
- Unternehmen, die geringere Gründungskosten und eine niedrigere Steuerbelastung suchen
- Unternehmerinnen und Unternehmer, die flexibel in der Gewinnbesteuerung und Sozialversicherung sein möchten
- Geschäftsmodelle mit grenzüberschreitender Tätigkeit innerhalb der EU
Wer sich unsicher ist, welche Rechtsform besser passt, sollte eine detaillierte steuerliche und rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um langfristig die beste Entscheidung für sein Unternehmen zu treffen.
(Dieser Artikel ersetzt keine rechtliche oder steuerliche Beratung. Für konkrete Fragen und individuelle Unterstützung melden Sie sich gerne bei uns.)
Unsere Besucher finden folgende Artikel ebenfalls interessant:

Von der Slowakei nach Österreich
So meistern Sie Steuern, Sozialversicherung und KFZ-Ummeldung
Das erfahren Sie in diesem Artikel: 1. Mehr als nur ein Standortwechsel 2. Steuern: Was sich bei einem (Firmen-)Wohnsitzwechsel ändert 3. Sozialversicherung: [...]
weiterlesen
Firma in Österreich gründen
5 wichtige Fakten, die jeder Gründer kennen muss
Das erfahren Sie in diesem Artikel: 1. Chancen eines attraktiven Wirtschaftsstandorts 2. Die Wahl der Rechtsform 3. Gewerbeanmeldung und Behördengänge
weiterlesen
Was tun bei Steuerprüfungen in Österreich oder der Slowakei? Tipps vom Experten
Das erfahren Sie in diesem Artikel: 1. Chancen eines attraktiven Wirtschaftsstandorts 2. Die Wahl der Rechtsform 3. Gewerbeanmeldung und Behördengänge
weiterlesenHaben Sie Fragen oder möchten Sie uns kennenlernen? Schreiben Sie jetzt eine Nachricht!
Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme und werden uns so rasch wie möglich bei Ihnen melden!